In diesem Jahr wurde die Jahrestagung der GmrhKG vom Bistum Mainz ausgerichtet und vom Institut für Mainzer Kirchengeschichte konzipiert und organisiert. Sie stand unter dem Thema “Specialis vera filia? Das Erz-(Bistum) Mainz und Rom”. Nachdem der Vizepräsident für das Bistum Mainz, Professor Dr. Claus Arnold, in das Thema eingeführt hatte, untersuchte die sehr gut besuchte Tagung in sechs Referaten verschiedene Aspekte des Verhältnisses zwischen Mainz und Rom. Bei einer Führung stellte der Direktor des Dom- und Diözesanmuseums, Dr. Winfried Wilhelmy, früh- und hochmittelalterliche Exponate vor, die die wechselvolle Beziehung beleuchten und auch die Leiterin der Martinusbibliothek, Dr. Hedwig Suwelack, zeigte in der Ausstellungsführung in ihrem Haus Schlaglichter auf das spannungsreiche Verhältnis.
Im Rahmen der Abendveranstaltung am Freitag würdigte Ordinariatsdirektorin Stephanie Rieth die “engagierte, nachhaltige und begeisternde Forschungs- und Publikationstätigkeit” der Gesellschaft, die sie zur Anwältin für eine Erinnerungskultur gemacht habe. Mit der Ehrengabe wurde Dr. Burkhard Keilmann, Worms, ausgezeichnet, der sich seit 36 Jahren ehrenamtlich in der Gesellschaft engagiert und besonders um die Wormser Kirchengeschichte verdient gemacht hat. Den Festvortag hielt der Leiter des Dom- und Diözesanarchivs, PD Dr. Thomas Brockmann, über “Mainz und die römische Buchzensur im 17. und 18. Jahrhundert”.
Am Samstag schloss die Tagung mit einem Gottesdienst in St. Peter, dem Weihbischof Dr. Udo Bentz vorstand, Erläuterungen zu den kunsthistorischen Rom-Bezügen der Kirche und einer Führung im Landesmuseum zum “Mainzer Barock – römischer Barock”.
Am 13. März 2023 wurde die frisch erschienene Publikation zum Reichstag 1521 vorgestellt, die eine Tagung der Gesellschaft für mittelrheinische Kirchengeschichte vom Juni 2021 dokumentiert. Die Herausgeber, Prof. Dr. Claus Arnold als Leiter des Instituts für Mainzer Kirchengeschichte (IMKG), Dr. Martin Belz (wissenschaftlicher Mitarbeiter am IMKG) und Prof. Dr. Matthias Schnettger (Professor für Geschichte der Frühen Neuzeit an der Universität Mainz) stellten gemeinsam mit anderen Beteiligten und Vertretern der Kooperationspartner den Band im Haus am Dom, Worms, der Öffentlichkeit vor.
Nach einem Grußwort von Propst Tobias Schäfer aus Worms erläuterten die drei Herausgeber die Ziele der Tagung von 2021 und führten in die einzelnen Beiträge des Bandes ein. Prof. Dr. Bettina Braun (Mainz), die den Schlusskommentar für den Band verfasst hat, zog ein kurzes Resümee zur Tagung und stellte den Band in den Kontext weiterer Veröffentlichungen zum Jubiläumsjahr 2021. Anschließend erläuterte Dr. Burkard Keilmann für den Altertumsverein Worms, der als Verein die Tagung und die Publikation mit initiiert hatte, die Bedeutung des Bandes für die Wormser Stadtgeschichte.
Zum Band:
Der Wormser Reichstag von 1521 ist vor allem wegen des Auftritts Martin Luthers im kulturellen Gedächtnis verankert. Dass der Reformator unter Berufung auf sein Gewissen vor Kaiser und Reichsständen den Widerruf seiner Schriften verweigerte, wurde und wird oft als Ursprung der neuzeitlichen Gewissensfreiheit gewürdigt und analysiert, und das mit gutem Grund. Doch abgesehen davon, dass der Reformator strenggenommen gar nicht auf dem Reichstag, sondern an dem in Worms befindlichen Kaiserhof auftrat, erschöpft sich die Bedeutung des Wormser Reichstags von 1521 nicht in dem „Luther-Moment“. Als erster Reichstag des frischgewählten Kaisers Karl V. steht er an einer Schnittstelle der Reichsgeschichte.
Vor diesem Hintergrund fassen die Beiträge des Bandes den Wormser Reichstag genauer in den Blick und stellen ihn zum einen in seine lokal- und reichsgeschichtlichen Kontexte. Zum anderen loten sie die Folgen der sich 1521 ankündigenden Glaubensspaltung für die Stadt Worms in ihrer Langzeitwirkung aus, bis hin zum „Wormser Memorandum“ von 1971. Sie dokumentieren damit eine Tagung der Gesellschaft für mittelrheinische Kirchengeschichte und zahlreicher Kooperationspartner von Juni 2021.
Bibliographische Angaben:
Arnold, Claus / Belz, Martin / Schnettger, Matthias (Hg.),
Reichstag – Reichsstadt – Konfession. Worms 1521
(Quellen und Abhandlungen zur mittelrheinischen Kirchengeschichte 148). Münster: Aschendorff, 2023, 214 Seiten, gebunden, ISBN 978-3-402-26640-3, Preis 39,00 €
Mit einem spannenden Vortrag stellte Frau Dr. Carolin Katzer am 27. Januar 2023 im Liebfrauensaal des Wormser Kultur- und Tagungszentrums ihre gerade als Band 146 der Reihe „Quellen und Abhandlungen zur mittelrheinischen Kirchengeschichte“ erschienene Dissertation zum Thema „Konflikt – Konsens – Koexistenz. Konfessionskulturen in Worms im 18. Jahrhundert“ vor. Zusammen mit ihrem Doktorvater Prof. Dr. Matthias Schnettger gratulierten Prof. Dr. Claus Arnold, Vizepräsident der Gesellschaft für mittelrheinische Kirchengeschichte, Prof. Dr. Nebgen, Herausgeber der „Quellen und Abhandlungen“, und der Wormser Altertumsverein Frau Katzer zu ihrer gelungenen Arbeit, die eine große Forschungslücke der Wormser Stadt- und Kirchengeschichte schließt.
Das im Aschendorff-Verlag erschienene Buch ist über den Buchhandel zu beziehen. Mitglieder der Gesellschaft für mittelrheinische Kirchengeschichte erhalten es direkt beim Verlag zu einem um 30% ermäßigten Preis.
Vom 29. bis 31. März 2023 findet unter Mitwirkung der Gesellschaft für mittelrheinische Kirchengeschichte in der Katholischen Akademie Mainz, Erbacher Hof, die internationale ökumenische Tagung
Priester – Volkslehrer – Zeremonienmeister. Katholische und evangelische ‘Geistliche’ in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts
statt. Eine Einführung zum Thema und das Programm finden Sie im angehängten Flyer. Sie sind zur Teilnahme herzlich eingeladen. Die Anmeldung erfolgt über die Akademie des Bistums Mainz/EBH: ebh.akademie@bistum-mainz.de
Am Freitag, den 27. Januar 2023, um 19:00 Uhr, lädt die Gesellschaft für mittelrheinische Kirchengeschichte und der Altertumsverein Worms alle Interessierten zur Buchvorstellung und zum Vortrag von Frau Dr. Carolin Katzer (Mainz) ein. Sie spricht zum Thema „Intoleranz und Religions-Einschränkung? – Katholiken, Lutheraner und Reformierte in Worms im 18. Jahrhundert“.
Der Vortrag basiert auf ihrer Dissertation, die Ende 2022 als Band 146 der Reihe “Quellen und Abhandlungen zur mittelrheinischen Kirchengeschichte” erschienen ist und an diesem Abend vorgestellt wird: Konflikt – Konsens – Koexistenz. Konfessionskulturen in Worms im 18. Jahrhundert. 508 Seiten, gebunden, ISBN 978-3-402-26631-1.
Die Veranstaltung findet statt im Liebfrauensaal des Wormser Tagungszentrums, Rathenaustr. 11; der Eintritt ist frei.
Der Vortrag wird auch via Zoom im Livestream übertragen:
https://us02web.zoom.us/j/83904458658?pwd=ZlhWSzhOVVFac3h5R2p1ZDRhS3Vadz09
Aus gesundheitlichen Gründen musste Frau Martina Wagner, langjähriges Ratsmitglied des Verwaltungsrats der Gesellschaft für mittelrheinische Kirchengeschichte, dieses Amt leider niederlegen. Im Auftrag des Präsidenten Professor Dr. Bernhard Schneider überreichten ihr ihre beiden Limburger Ratskollegen, Prof. Dr. Matthias Th. Kloft und Dr. Gabriel Hefele, in Vertretung des erkrankten Weihbischofs Dr. Löhr die Ehrengabe der Gesellschaft und dankten ihr herzlich für ihre über zwanzigjährige engagierte Tätigkeit in diesem Gremium.
Die „besondere Tochter der römischen Kirche“ wird das goldene Mainz erstmals 1150 auf dem ersten Mainzer Stadtsiegel genannt. Die Versinschrift auf dem Ziborium des mittelalterlichen Hochaltars im Mainzer Dom erweiterte dies zur „besonderen, wahren Tochter“. Tatsächlich war das Verhältnis der Mainzer Kirche zu Rom speziell: Der Name von Erzbischof Bonifatius stand für das Programm einer romverbundenen fränkischen Landeskirche, die Mainzer Sakraltopographie bezog sich auf Rom und im 19. Jahrhundert wurde Mainz zum Zentrum einer romorientierten, „ultramontanen“ Theologie und Kirchenpolitik. Zugleich gab es aber immer auch Konflikte mit „Rom“ – zur Zeit der Reichskirche wie auch im 19. und 20. Jahrhundert. Die Tagung leuchtet dieses Spannungsverhältnis mit exemplarischen Schlaglichtern aus.
Die Details entnehmen Sie bitte dem Flyer.
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Das „Archiv“ ist wieder gefüllt mit kirchenhistorischen Abhandlungen, Beiträgen und Quellen aus dem Bereich der Bistümer Erfurt, Fulda, Limburg, Mainz, Speyer und Trier sowie Berichten der Kirchlichen Denkmalpflege. Die „Kirchenhistorische Chronik“ informiert über die aktuelle Lehr- und Forschungstätigkeit der (katholisch-)theologischen Hochschulen und Fakultäten in den genannten Diözesen.
Einen Schwerpunkt des diesjährigen Bandes bilden die Beiträge zum Studientag in Speyer, der 2021 unter dem Titel „Bistum und Hochstift Speyer um 1500“ stattfand. Weitere Themen sind u.a.: das Erkanbald-Grab in der Mainzer Johanniskirche, archäologische Ausgrabungen in der Frankfurter Stiftskirche St. Leonhard, die Limburger theologische Fakultät, die landwirtschaftlichen Reformbemühungen eines Eifler Dorfpfarrers im 19. Jahrhundert, der Pfälzer Kirchenbaumeister Albert Boßlet (1880–1957) und die „Untergrundausbildung“ tschechischer Theologiestudenten in Erfurt von 1982 bis 1991.
Der aktuelle Band ist im Buchhandel oder direkt beim Aschendorff Verlag erhältlich; Mitglieder erhalten ihn kostenlos.
Bei unserer letzten Jahrestagung zum 1200jährigen Jubiläum der Fuldaer Michaelskirche wurde die Frage der Anastasis-Rotunde in der Michaelskirche angesprochen, allerdings nicht ausführlich behandelt.
Aufgrund der starken Nachfrage werden wir dieses Thema im Rahmen folgender Veranstaltung in Kooperation mit dem örtlichen Geschichtsverein aufgreifen:
Memoria und imitatio: Die Michaelskirche als Gedächtnisort und ihre Bezüge zur Jerusalemer Anastasis-Rotunde.
Mit Beiträgen von Ottfried Ellger (Münster), Gereon Becht-Jördens (Heidelberg), Christine Kenner (Wiesbaden), P. Nikodemus Schnabel, OSB (Jerusalem) und Winfried Weber (Trier).
Die Veranstaltung findet in Fulda im Kanzlerpalais am 6. Oktober 2022 von 18-20:30 Uhr statt.
Die Teilnahme ist auch online per Voranmeldung möglich.
Weitere Details entnehmen Sie bitte dem Flyer.
Herzliche Einladung nach Fulda bzw. in den virtuellen Raum!
Alessandra Sorbello Staub
Die diesjährige Jahrestagung der Gesellschaft wurde vom 21. bis 23. April 2022 von der Fuldaer Bistumsgruppe ausgerichtet. Das Weihejubiläum der altehrwürdigen Michaelskirche bot den Anlass für die Tagung.
Der barocke Bibliothekssaal der Fuldaer Bibliothek, heute Auditorium maximum der Theologischen Fakultät, bot einen imposanten Rahmen für die Vortragsveranstaltungen. Eröffnet wurde die Tagung mit dem öffentlichen Vortrag von Prof. Dr. Marc-Aeilko Aris (München) zur Ideenwelt der karolingischen Kultur mit dem Titel „Architektur und Metapher“, in dem er sich mit der Vielschichtigkeit der Bezeichnung „sapiens architectus“ in biblischen Schriften, deren Exegese und in der Historiographie auseinandersetzte. Aris wurde im Anschluss mit der Ehrengabe der Gesellschaft ausgezeichnet. Die Laudatio hielt der Präsident der Gesellschaft, Prof. Dr. Bernhard Schneider.
In den wissenschaftlichen Vorträgen des zweiten Tages stand zunächst die geistesgeschichtliche Einordnung des Baus der Michaelskirche im Blickpunkt. Dr. Benjamin Pohl zeigte unter dem Titel „locus memoriae – locus historiae: Die Fuldaer Michaelskirche im Zentrum der monastischen Geschichts- und Erinnerungslandschaft“, dass Abt Eigil mit der von ihm initiierten Geschichtsschreibung und Bautätigkeit in Fulda eine Erinnerungslandschaft (memory scape) geschaffen hat, die Erinnerung konkret machte und zum Programm für weitere Generationen werden ließ.
Prof. Michael. I. Allen (Chicago) stellte mit Lupus von Ferrières einen vielfältig vernetzten Gelehrten des frühen 9. Jahrhunderts vor, der in der Zeit Hrabans mehrere Jahre in Fulda weilte und das Paradebeispiel für einen Philologen darstellt, durch den eine Reihe antiker Texte nach Fulda kamen und zwischen Bildungszentren der damaligen Zeit ausgetauscht wurden.
Dr. Gereon Becht-Jördens (Heidelberg) charakterisierte die Michaelskirche als ein Bauwerk ganz aus dem Geist des Hrabanus Maurus und stellte diesen als den Ideengeber für die Kirche vor, die sich als Bausymbolik der Überwindung innerer Konflikte im Kloster erweise.
Dipl. Restauratorin Christine Kenner erläuterte die Baugeschichte der Michaelskirche ausgehend von der karolingischen Zeit mit ihren Veränderungen in späteren Umbauphasen an den jeweiligen Befunden bis zu den letzten Restaurierungen und zeigte auch Bezüge zum Neubau der St. Andreas-Kirche in Fulda-Neuenberg unter Abt Richard (1020–1039) auf.
Über karolingische Architektur im Alpenraum der Schweiz referierte Prof. Dr. Jürg Goll (Müstair) und stellte damit die einzigartige Anlage von Müstair im oberen Vinschgau, die auf das Ende des 8. Jh. zurückgeht, in das Zentrum seiner Betrachtung.
Die Tradition der Anastasisrotunde in Jerusalem und ihre Nachahmung in Europa spielt für die Bewertung der Architektur der Michaelskirche eine wichtige Rolle, wie sowohl der Vortrag von Prof. Dr. Notker Baumann (Fulda/Marburg) als auch die abschließende Diskussion zeigte.
Eine besondere Erfahrung der Michaelskirche und ihrer Atmosphäre bot das abendliche Konzert mit Improvisationen für Percussion und Orgel von Martin Matl und Christopher Löbens sowie Meditationstexten von Michael Müller.
Die Exkursion führte in die St. Andreas-Kirche nach Fulda-Neuenberg, deren Krypta und ihr Bildprogramm aus dem 11. Jahrhundert die Restauratorin Christine Kenner präsentierte und damit auch Eindrücke vermitteln konnte, wie man sich im 11. Jahrhundert die Ausstattung der Michaelskirche mit Freskenmalerei vorstellen könnte.
Thomas Martin
Katholisch in 75 Jahren Rheinland-Pfalz
Personen, Orte, Ereignisse, Ideen
Hg. von Ulli Roth
391 Seiten, ISBN 978-3-402-26636-6, Preis 29,80 €
„Katholisch in 75 Jahren Rheinland-Pfalz“ bindet zum Landesjubiläum einen bunten Strauß aus 75 Blumen in Form von Kurzartikeln. Aus den Theologischen Fakultäten und Instituten, den Diözesanarchiven, geschichtlichen Forschungsstellen und historischen Vereinen und vielen anderen Akteuren der fünf Diözesen des Landes, Köln, Limburg, Mainz, Speyer und Trier, haben sich Autorinnen und Autoren quer durch das Land zusammengefunden. Sie lassen die letzten 75 Jahre Rheinland-Pfalz unter dem Gesichtspunkt „Katholisch“ bis in die Gegenwart in Schlaglichtern Revue passieren. So heben sie den Reichtum der jüngsten Landesgeschichte hervor, der oftmals über die lokale Bedeutsamkeit in gesamtdeutsche oder globale Relevanz hinausreicht. Dazu beleuchtet der Band Personen, Orte, Ereignisse und Ideen in kurzen Porträts und mit eindrücklichen Bildern. In unserer zunehmend kurzatmiger und disparater werdenden Zeit bedarf es auch des Zuspruchs einer reichen, gemeinsam geteilten Herkunft.
Die Gesellschaft für mittelrheinische Kirchengeschichte trauert um ihr langjähriges Mitglied und ihr Verwaltungsratsmitglied Prof. Dr. Joachim Schmiedl ISch.
Joachim Schmiedl trat 1977 in das Institut der Schönstatt-Patres ein und studierte nach dem Noviziat von 1980 bis 1987 an der Westfälischen-Wilhelms-Universität Theologie. Er wurde dort 1988 mit einer von Prof. Dr. Arnold Angenendt betreuten Dissertation über Marianische Religiosität in Aachen im 19. Jahrhundert promoviert. Im selben Jahr empfing er die Priesterweihe und war bis 1998 an verschiedenen Orten in der Seelsorge tätig. Parallel nahm er ein 1998 abgeschlossenes Habilitationsprojekt auf, mit dem er zur weitreichenden Bedeutung des II. Vatikanischen Konzils für die Orden forschte.
Als akademischer Lehrer wirkte Joachim Schmiedl seit 1998 an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Vallendar. Zunächst nahm er einen Lehrauftrag wahr und hatte ab 2001 dort die Professur für Mittlere und Jüngere Kirchengeschichte inne. Seiner Hochschule diente er auch als Dekan und Studiendekan der Theologischen Fakultät. Von 2017 bis 2020 war er Vorsitzender des Katholisch-Theologischen Fakultätentages. In der akademischen Welt sorgten von Schmiedl angeregte und geleitete ambitionierte Forschungsprojekte und eine Fülle von Publikationen vornehmlich zur Kirchengeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts für höchste Anerkennung und Wertschätzung. Er war weltweit in der Forschungsgemeinschaft hervorragend vernetzt und bei Tagungen und sonstigen Veranstaltungen ein viel beachteter Experte. Mit seinen Projekten zur Konzilsrezeption, zur Gemeinsamen Synode der Bistümer Deutschlands und zu den europäischen Synoden seit dem II. Vatikanischen Konzil sowie zahlreichen einzelnen Forschungsbeiträgen gab er vielfältige Anstöße für die aktuellen Bemühungen, um eine Erneuerung der Kirche. Seine Stimme und fundierten Argumente hatten entsprechend Gewicht bei dem von den deutschen Bischöfen initiierten Gesprächsprozess ebenso bei den Beratungen der Trierer Diözesansynode oder aktuell bei denen des Synodalen Wegs.
Seine schier unerschöpfliche Schaffenskraft stellte er seiner Gemeinschaft und dem Bistum Trier auch für einige Seligsprechungsverfahren zur Verfügung. Seit 1997 arbeitete er an der Vorbereitung des Seligsprechungsprozesses für Josef Kentenich mit, seit 2003 war er Vizepostulator im Seligsprechungsprozess für Josef Engling sowie Leiter der Historischen Kommission im Seligsprechungsprozess für Franz Reinisch. Außerdem war er von 1998 bis 2001 Generalsekretär der Schönstatt-Patres.
Mit seiner Tätigkeit in Vallendar stand dem gebürtigen Franken auch der mittelrheinische Raum mit seinem reichen kirchlichen Erbe vor Augen. Über Jahrzehnte war er Mitglied in unserer Gesellschaft und seit 2009 Herausgeber der Quellen und Abhandlungen zur mittelrheinischen Kirchengeschichte. In dieser Eigenschaft gehörte er auch dem Verwaltungsrat an und hat auch dort seine Erfahrungen, sein kluges Urteil und seine vielfältigen Kontakte fruchtbar gemacht. In der Zeit seiner Herausgeberschaft hat er fast 20 Bände dieser Schriftenreihe verantwortungsvoll betreut und bis zum Erscheinen begleitet. Bis zuletzt stand er mit Autoren und Autorinnen im Kontakt, um weitere Bände zur Veröffentlichung zu führen. 2014 hat Prof. Schmiedl für unsere Gesellschaft in Kooperation mit der Akademie des Bistums Mainz eine wichtige Tagung zum Gedenken an das Zweite Vatikanische Konzil organisiert und so wesentlich dazu beigetragen, eine Forschungslücke zu schließen. Die Ergebnisse hat er umgehend als Band 137 der Quellen und Abhandlungen unter dem Titel „Der Tiber fließt in den Rhein. Das Zweite Vatikanische Konzil in den mittelrheinischen Bistümern“ schon im Folgejahr publiziert.
Mit Joachim Schmiedl verliert unsere Gesellschaft eine herausragende Persönlichkeit, die uns mit ihrer Tatkraft und wertvollen Impulsen schmerzlich fehlen wird. Wir werden ihn als liebenswürdigen, humorvollen Menschen vermissen und sind mit seiner Familie und der Gemeinschaft der Schönstatt-Patres in Trauer und Gebet verbunden. Bei der nächsten Jahrestagung werden wir seiner besonders gedenken.
Bernhard Schneider, Präsident der Gesellschaft für mittelrheinische Kirchengeschichte
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